19.II.1916 “Ich fühl’ mich sehr wohl und kräftig”

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Wolfgang Husserl an M. Husserl, 19. II. 1916

 

Liebe Mama!                                                                                                                          19.2.1916. Ferme zur schönen Aussicht.

Ich freue mich sehr, dass ich regelmäßige Nachrichten von zu Hause bekomme, zuletzt Dein Schreiben vom 14. II. … Das schlechte Wetter, das recht beharrlich ist, ist ein großes Unglück. Denn jetzt haben die Franzosen längst Wind von dem, was man hier vorhat, bekommen. In den letzten Tagen sind allein 5 Mann von verschiedenen Regimentern, teils Polen, teils Elsässer, übergelaufen. Die Franzosen schießen daher auch recht lebhaft in die Ortsunterkünfte. Es ist ein unabsehbarer Schaden durch diese unliebsame Verzögerung angerichtet. Cadorna hatte mit seinen Berichten vom ungünstigen Wetter durchaus recht. Sonst ist das Leben für uns ja sehr schön, ein wenig Dienst (Appells, Exerzieren, Unterricht), sonst gesunde Langeweile, essen, schlafen, lesen. Ich fühl’ mich sehr wohl und kräftig. Lese jetzt Thukydides’ II. Buch.

Viele Grüße,

Wolfgang

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