Husserl’s handwriting in shorthand: the “Gabelsberger Stenographie”

Amazing what Eugen Fink wrote in 1939. I never read such a radical (and clear) statement about Husserl’s handwriting:

„Stenographie, auch ein veraltetes System, wie das von Husserl benützte Gabelsbergersche, kann jedermann lernen. Husserl hat aber weitgehend eine Art Privatstenographie benutzt, die ihm im Laufe der Zeit aus zahllosen Abbreviaturen innerhalb der Gabelsbergerschen Stenographie erwachsen ist. Damit liegt also der Nachlass – um einen starken Ausdruck zu benutzen – fast in einer Art Geheimschrift vor, in die Husserl selber nur seine Assistenten: Fräulein Dr. Stein,  Dr. Landgrebe und mich eingeführt hat. Die intersubjektive Zugänglichkeit des Husserl-Nachlasses ist damit vorläufig beschränkt auf drei Menschen. Das erste Erfordernis der Rettung der zentralen philosophischen Gedanken Husserls ist die Transkription des Nachlasses. Eine solche Transkription setzt außer der formalen Kenntnis der spezifisch Husserlschen Stenographie ein sehr eingehendes Verständnis der phänomenologischen Philosophie voraus. Husserl schreibt z.B. die Ausdrücke „Substanz” und “Existenz”, “transcendent” und “transcendental“ fast völlig gleich.“

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3 thoughts on “Husserl’s handwriting in shorthand: the “Gabelsberger Stenographie”

  1. Kürzlich tauchte folgende stenographische Rästelfrage auf: Im Manuskript B IV 6 setzt sich Husserl u.a. mit Heidegger auseinander. Auf dem Blatt 91b gebraucht er ein Stenogramm, das der erste Transkriptor dieser Stelle als “Dasein” gelesen hat. Robin Rollinger hat dieses Manuskript in Husserliana XXXVi (“Transzendentaler Idealismus”) veröffentlicht und “Dasein” korrigiert in “das Sein” (zu Recht!). Man kann diese stenographische Stelle aber auch anders lesen. Es gibt also drei Versionen:

    B IV 6/91b:
    1) Alte Transkription:
    “Das allerdings ist auch unsere Meinung, dass Bewusstsein Dasein im radikalen Sinn ist, im radikalen, im echten Sinn des Wortes: Es ist die Wurzel und in einem anderen Bild die Quelle alles dessen, was sonst noch Sein heißt und heißen kann.”

    2) Husserliana XXXVI:
    “Das ist allerdings auch unsere Meinung: Das Bewusstsein, das Sein im radikalen Sinn, ist im radikalen, im echten Sinn des Wortes. Es ist die Wurzel und – in einem anderen Bild – die Quelle alles dessen, was sonst noch „ Sein “ heißt und heißen kann.

    3) Alternativ:
    “Das allerdings ist auch unsere Meinung, dass Bewusstsein das Sein im radikalen Sinn ist, im radikalen, im echten Sinn des Wortes: Es ist die Wurzel, und in einem anderen Bild, die Quelle alles dessen, was sonst noch Sein heißt und heißen kann.”

  2. Die interessante Frage, die durch Fink’s “statement” aufgeworfen wird, lautet doch: Wie groß ist der Aufwand, was für eines Expertentums bedarf es, um Husserl’s Stenographie fehlerfrei zu lesen? Eine Fehlerquote von 1% erscheint mir in der Philosophie zu hoch.

  3. Dass dies eine (wieder einmal typisch Fink’sche) Übertreibung ist, sieht man daran, dass damals Stephan Strasser zusammen mit seiner Schwiegermutter Lucy Gelber ebenfalls Transkriptionen vornehmen konnten und auch ein Index der typischen Abkürzungen anlegten (also etwa “ff” fuer Philosophie).
    Dass man von Philosophie etwas verstehen muss, um sinnvoll zu transkribieren, ist allerdings richtig. Das heißt aber nicht, dass nicht dennoch gelegentlich Transkriptionsfehler in den veröffentlichten Hua-Baenden existieren…

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